BeteiligungBildung und Freizeit

Was macht Schule aus?

Am 15. Mai 2018 haben wir mit vier Jugendlichen vom SV Bildungswerk e.V. darüber diskutiert, wie es mit der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention im Schulalltag aussieht. Wie müssen kinder- und jugendgerechte Bildungseinrichtungen aus Schüler- und Schülerinnensicht aussehen? Werden Beteiligungsrechte im Schulalltag umgesetzt? Was für Bedingungen wünschen sich Schülerinnen und Schüler?

Lucia Berres, Lukas Böhm, Johannes Kirchhoff und Jerome Schwappach vertraten das SV Bildungswerk e.V. bei der Diskussionsrunde und gaben wichtigen Input zum Thema. Sie benannten viele Dinge die stören und sie machten Verbesserungsvorschläge, wie kinder- und jugendgerechte Bildungseinrichtungen aus ihrer Sicht gestaltet werden sollten. In diesem Blogeintrag stellen wir zentrale Anliegen dieser Diskussion dar.

„Beteiligung muss ohne Benachteiligung möglich sein. Alle wollen mitbestimmen.“

Vorneweg stellten sie klar: Alle Schülerinnen und Schüler haben Interesse an einer Mitbestimmung zu Fragen und Inhalten, die für sie relevant sind. Deswegen muss eine Beteiligung ohne jegliche Benachteiligung möglich sein. Insbesondere die Themen Zeit und Geld sowie der Einfluss einzelner Schulen und Lehrkräfte spielt dabei eine wichtige Rolle. Alle Schülerinnen und Schüler haben das Recht auf Partizipation. Diese muss unabhängig sein von schulischen Leistungen, sozialen Hintergründen und darf nicht vom good will Einzelner abhängen. Höheres Alter=weniger Beteiligung? Die Schülerinnen und Schüler stellten mit Blick auf ihre eigene Schullaufbahn fest, dass der Reformwille in der Grundschule noch am größten gewesen sei.

Zusammengefasst heißt das: Partizipation muss ermöglicht werden, sie muss geregelt sein, sie ist ein Recht, unabängig vom Alter und der Schulform, sie kann nicht erzwungen werden und nicht zuletzt, sie muss den Beteiligten Spaß machen. Um es aus Sicht der Schülerinnen und Schüler zu formulieren: Nichts für uns ohne uns!

„Lehrpläne müssen von Schülerinnen und Schülern mitgestaltet werden, ebenso die Unterrichtsgestaltung.“

Neben der Tatsache, dass Kinder und Jugendliche intensiver beteiligt sein müssen, fand ein Austausch darüber statt, an welchen konkreten Themen bisher das Mitspracherecht nicht ausreichend ist. Insbesondere bei der Gestaltung des Unterrichts, der Stundenpläne und der Lehrpläne sollten die Meinungen und Interessen von Schülerinnen und Schülern wesentlich stärker berücksichtigt werden. Der Wunsch nach mehr Mitbestimmung reicht dabei von der Pausengestaltung über selbstbetimmtes und interdisziplinäres Lernen bishin zur Berücksichtigung von individuellen Situationen der Schülerinnen und Schüler.

Weitere interessante Themen, bei denen der Wunsch nach mehr Beteiligung herrscht, sind aber auch die räumliche und architektonische Gestaltung von Schulen und der Raum für Persönlichkeitsentfaltung, die Art und Weise der Notengebung und die Personalauswahl von Lehrenden. Auch hier ist die Expertise von Schülerinnen und Schülern wichtig.

„Lehrerinnen und Lehrer wissen oft gar nicht über Beteiligungsmöglichkeiten Bescheid. Gemeinsame Fortbildungen können den Horizont erweitern.“

Eine der größten Herausforderungen sei, dass viele gar nicht darüber Bescheid wissen, was Beteiligung im Schulalltag eigentlich so alles umfasst. Das heißt, vor allem Lehrer und Lehrerinnen aber auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern müssen über Möglichkeiten und Angebote des partizipativen Unterrichts informiert werden.

Ein weiteres Anliegen wurde in diesem Zusammenhang deutlich artikuliert. Sowohl Schulen und Lehrende als auch Eltern sollen stärker mit Schülern und Schülerinnen zusammen arbeiten und nicht gegen sie. Kinder und Jugendliche haben das Bedürfnis, gerne zu Hause und gerne in der Schule zu sein! Die Realität sieht leider oftmals anders aus!

Lehrerinnen und Lehrer sollten Teams bilden und nicht gegeneinander arbeiten. Gemeinsame Fortbildungen und Workshops für gemischte Lehrer-Schüler-Gruppen, eine stärkere Präsenz des Schülerrats und eine generelle engere Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern und Kindern waren weitere Punkte die diskutiert wurden. Last but not least wurde bemängelt, das ein Feedbacksytem an vielen Schulen immer noch fehlt.

„Diskussion ist Gewinn, wenn ihr redet, dann redet mit Schülerinnen und Schülern“

Die Jugendlichen empfinden es zwar als sehr positiv, dass das Thema Bildung politisch immer mehr an Relevanz erhält. Kritisch bewerteten sie jedoch, dass viele Reformen entweder übereilt oder zu zögerlich umgesetzt werden. Vor allem muss aber darauf geachtet werden, dass Schülerbeteiligung gleichwertig und sinnvoll einbezogen wird und nicht nur als Alibifunktion agiert. Partizipation darf sich nicht nur in formellen Gremien abspielen, sie muss sich im Alltag widerspiegeln. Dann ist Diskussion in jedem Fall ein Gewinn!