Behinderung und GesundheitUmweltUN-Dialog

Giftige Erde, vergiftete Kindheit

Ein Gastbeitrag von Jonas Schubert zu ökologischen Kinderrechten – vorgetragen vor dem UN-Kinderrechteausschuss zu Sambia im Januar 2016

Kabwe, Sambias viertgrößte Stadt, gilt als eine der giftigsten Orte Afrikas. Besonders Kinder leiden unter dem toxischen Nachlass einer Mine. Knapp 100 Jahre lang wurde unreguliert Blei abgebaut, bis die Bergbautätigkeiten vor rund 20 Jahren eingestellt wurden. Nach wie vor belasten alte Abraumhalden die Böden, Luft und Wasser massiv. In Kabwe leben rund 94.000 Kinder, die den verheerenden gesundheitlichen Auswirkungen von Bleivergiftungen wie Erinnerungsverlust, Sprachstörungen und Gewichtsverlust ausgesetzt sind. Blutproben haben ergeben, dass bei rund einem Drittel der untersuchten Kinder in Kabwe die Bleiwerte im Blut um ein Sechsfaches, im Extremfall sogar 30 Mal über dem von der Weltgesundheitsorganisation gerade noch tolerierten Wert liegen.

Input zum Staatenberichtsverfahren Sambias

Diesen alarmierenden Zustand hat terre des hommes dem Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen im Januar 2016 in einem Schattenbericht dargelegt. Anlass war die turnusmäßige Berichterstattung Sambias über die Fortschritte des Landes bei der Umsetzung der Kinderrechte. In den abschließenden Bemerkungen („Concluding Observations“) hat der Ausschuss die sambische Regierung aufgefordert, das Recht auf eine gesunde Umwelt ernst zu nehmen und alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Kinder in Kabwe zu schützen. Dazu gehören klare Umweltstandards für den Bergbau, um Kinderrechtsverletzungen vorzubeugen. Seit 2012 ist die stillgelegte Bleimine im Besitz des internationalen Konzerns Berkeley Mineral Resources, der den Bleiabbau wieder aufnehmen möchte.

Kinderrechtebasiert handeln

Die Weltbank hat kürzlich angekündigt, die sambische Regierung bei der Bewältigung der Umweltaltlasten im Kabwe finanziell unterstützen. Terre des hommes fordert, dass dabei der Schutz der Kinderrechte im Zentrum stehen muss. Dieser Sichtweise hat sich auch der UN-Kinderrechtausschuss angeschlossen. Um zu demonstrieren, was getan werden muss, hat terre des hommes gemeinsam mit den beiden Partnerorganisationen Environment Africa und Pure Earth ein Pilotprojekt in einer besonders betroffenen Gemeinde von Kabwe finanziert. Dort wurden besonders belastete Grundstücke identifiziert, Böden und Wohnstätten wurden von Blei gesäubert, und die Bewohner erhielten Informationen zum besseren Umgang mit dem Vergiftungsrisiko. Kinder erhalten Umweltbildung, um sich besser vor den bestehenden Umweltrisiken zu schützen. terre des hommes macht seit Jahren auf die Folgen von Umweltzerstörung für das Leben von Kindern aufmerksam und setzt sich international für das Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt ein.

Ökologische Kinderrechte beim UN-Kinderrechteausschuss

Dieses Ziel ist nun ein Stück näher gerückt: Auf Vorschlag von terre des hommes, der Initiative der National Coalition Deutschland und weiterer Organisationen hat der Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen im Juni entschieden, seinen nächsten »allgemeinen Diskussionstag« (Day of General Discussion) im Jahr 2016 dem Thema Umwelt und Kinderrechte zu widmen. Die alle zwei Jahre stattfindende Tagung dient dazu, internationale Experten, darunter auch Kinder und Jugendliche, zusammenzubringen, um ein tieferes Verständnis wichtiger Aspekte aus der Kinderrechtskonvention zu erlangen oder neue Themen aufzugreifen. Häufig resultieren daraus neue Standards oder Empfehlungen, die Staaten bei der Umsetzung der Kinderrechte berücksichtigen müssen.

Die Kompaktversion der Studie über die Kinderrechtsverletzungen in Kabwe, die dem Kinderrechtsausschuss vorgelegt wurde, finden Sie hier
Eine Reportage über die Situation in Chowa, einem Vorort von Kabwe, und das dortige terre des hommes-Projekt finden Sie hier
Die Abschließenden Bemerkungen des UN-Kinderrechtsausschusses zum Staatenverfahren Sambias finden Sie hier
Informationen zum geplanten Umweltprojekt der Weltbank in Kabwe erhalten Sie hier