Die Situation in der Ukraine beschäftigt das Netzwerk Kinderrechte und die Mitglieder unseres Netzwerks sehr. Kinderrechte müssen bei der Aufnahme und Integration von geflüchteten Kindern aus der Ukraine umfassend berücksichtigt werden. Alle Kinder haben Rechte, auch im Krieg! Sie haben Anspruch auf Leistungen der bestehenden Sozialsysteme, wie andere Kinder auch. Es darf keine Zweiklassengesellschaft für Geflüchtete geben.
Eine Ungleichbehandlung ist mit den Vorgaben der UN-Kinderrechte unvereinbar!
Für die Aufnahme und Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen gelten die Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention, der Europäischen Grundrechtecharta und des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Diese benennen die Vorrangstellung des Kindeswohls bei allen Entscheidungen von Staat und Gesellschaft sowie das Recht der Kinder auf Förderung, Schutz und Beteiligung. Die staatliche Gesamtstrategie muss darauf ausgerichtet sein und den Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention entsprechen.
Geflüchtete Kinder sind in erster Linie Kinder! Kinder, die ohne ihre Eltern nach Deutschland geflüchtet sind, benötigen besondere Unterstützung!
Neben ukrainischen Staatsangehörigen müssen auch Kinder und Jugendliche aus Drittstaaten, deren Eltern in der Ukraine gearbeitet oder studiert haben und somit keinen langfristen Aufenthalt hatten, Aufnahme in Deutschland finden – denn eine Ungleichbehandlung ist mit den Vorgaben der UN-Kinderrechte nicht vereinbar.
Geflüchteten Minderjährigen helfen – aber richtig!
Alle alleinreisenden Jugendlichen müssen dem Jugendamt gemeldet werden. So kann ein flächendeckender Schutz vor Missbrauch und Menschenhandel gewährleistet werden. Wir fordern die Bundesregierung auf, ein Screening bei Grenzübertritt oder Ankunft sicherzustellen. Wir brauchen eine Identifizierung und Registrierung von vulnerablen Gruppen. Kinder und Jugendliche, die durch private Haushalte langfristig aufgenommen werden, müssen von der Jugendhilfe überprüft werden können. Kommt die Familie als Pflegefamilie in Frage, so hat sie Anspruch auf Unterstützung und Beratung durch das Jugendamt.
Ziel der Bemühungen muss sein, sichere Orte für Kinder und ihre Familie zu schaffen!
Aber auch Kinder und Jugendliche, die selbst nicht unmittelbar bedroht sind, aber sich möglicherweise angesichts der Nachrichten Sorgen und Ängste entwickeln, benötigen Gesprächsangebote und verlässliche Ansprechpartner*innen z.B. in Schule, Familie oder anderen pädagogischen Settings. Darüber hinaus muss die Bereitstellung und Vermittlung von psychologischer undpsychosozialer Unterstützung gewährleistet werden.
Aktivitäten der Mitglieder des Netzwerks und weiterer Organisationen der Kinder und Jugendhilfe zur Situation in der Ukraine:
Rechtliche Frage
Welche Rechte haben ukrainische Kinder und Jugendliche, die mit oder ohne ihre Familien nach Deutschland geflüchtet sind? Das Deutsche Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e. V. (DIJuF) hat sich mit verschiedenen Rechtsfragen, die im Zusammenhang mit der Ankunft geflüchteter Kinder und Jugendlicher und ihren Familien in Deutschland auftreten, auseinandergesetzt und erste Hinweise verfasst.
Unter den ukrainischen Geflüchteten kommen auch viele Kinder und Jugendliche nach Deutschland, oftmals mit ihren Eltern oder zumindest ihren Müttern, teilweise aber auch unbegleitet oder in Begleitung von Verwandten, Freund*innen oder Betreuer*innen. Betroffen sind auch Kinder und Jugendliche, die in der Ukraine in stationären Einrichtungen (Heimen) gelebt haben und begleitet durch die Erzieher*innen dieser Einrichtungen in Deutschland ankommen.
Informationsangebot für Kinder zum Krieg in der Ukraine
Der Krieg in der Ukraine und die mediale Präsenz des Themas ist auch bei Kindern ein großes Thema. Bei den Kindern entstehen Fragen und Ängste und daraus die Notwendigkeit auf altersgerechte Informationen. Die Redaktion der Kinderwebseite www.kindersache.de des Deutschen Kinderhilfswerks hat einen Hintergrundartikel zum Krieg in der Ukraine geschrieben und stellt aktuelle Nachrichten zum Thema zur Verfügung und beantwortet fortlaufend Fragen, die Kinder an die Redaktion stellen.
Informations- und Hilfsangebote
- Jmd4you ist das Onlineberatungsangebot der Jugendmigrationsdienste (JMD). Geholfen wird mit individuellen Angeboten und professioneller Beratung bei der schulischen, beruflichen und sozialen Integration in Deutschland.
- Die Karl Kübel Stiftung hat eine Sammlung von Tipps und Hinweisen zusammengestellt, wie man mit Kindern über Krieg redet.
- Die Institutionen des Kinder- und Jugendschutzes haben verschiedenste Angebote
zusammengestellt, die Hilfe und Unterstützung für Kinder und Jugendliche sowie Eltern /Erwachsene
bieten. - Eurochild stellt europaweite Informationen zusammen.
- Die Amadeu Antonio Stiftung widerlegt Desinformationen und Putins Narrative vom nicht existenten „Genozid“ in der Ukraine und der „Entnazifizierung“ – seiner Begründung des Kriegsbeginns.
- Das Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe begleitet die aktuelle Entwicklung in seiner Berichterstattung.
- Neuen Plattform zur Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigungen aus der Ukraine: https://www.hilfsabfrage.de/
- UNICEF hat eine Handreichung für Lehrer:innen und Material für Schüler:innen rund um die Kinderrechtsverletzungen im Krieg und auf der Flucht erstellt.
Appelle, Zwischenrufe, offene Briefe und Pressemitteilungen
- Die Kommission Europäische und Internationale Bildungsarbeit des AdB, ein Zusammenschluss von Expertinnen und Experten aus den Mitgliedseinrichtungen, hat in einem Appell formuliert, was die Akteur*innen auf politischer und bildungspraktischer Ebene jetzt leisten können und sollten, um die Ukraine und die Menschen in der Ukraine jetzt nicht alleine zu lassen und was zu tun ist, um die Bildung für Demokratie und Frieden zu stärken.
- Zwischenruf des Bundesfachverbands Unbegelitete Minderjährige Flüchgtlinge (BumF): Forderungen nach Strukturaufbau.
- Offener Brief der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe- AGJ: „Kinder und Jugendliche jetzt unterstützen – Kinder- und Jugendpolitik angesichts des aktuellen Krieges in der Ukraine“.
- Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert in der Debatte über die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland in einer Pressemitteilung ein besonderes Augenmerk auf die Situation der geflüchteten Kinder und Jugendlichen.
- Zwischenruf des Verbands binationaler Partnerschaften.