7,5 Jahre war Judit Costa beim Netzwerk Kinderrechte. Sie war verantwortlich für den zivilgesellschaftlichen Bericht zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland und leitete zuletzt die Geschäftsstelle. In diesem Interview schauen wir mit ihr zurück auf die gemeinsame Zeit.
Was bedeutet gute Führung für dich?
Gute Führung bedeutet für mich, unterschiedlichen Menschen gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Zuhören, Nachdenken, Ausprobieren sind dazu die Instrumente.
Wann haben wir als Team (v.a. Geschäftsstelle und Vorstand) besonders effektiv zusammen gearbeitet?
Ich habe besonders unsere Sprints genossen. Da haben wir morgens gemeinsam definiert, was zu tun ist, alle haben sich davon selbst ihre Aufgaben ausgesucht, wir haben gleichzeitig daran gearbeitet und auch gemeinsam Pausen gemacht. Am Ende des Tages stand dann etwas da, was wir morgens noch nicht für möglich gehalten hätten.
Wie verbindest du Arbeit mit Vergnügen?
Ich verbinde Arbeit nur durch Menschen mit Vergnügen. Es gibt mir Energie, wenn ich spüre, wie andere Menschen für etwas brennen, wie es sie berührt, wenn endlich zum Beispiel etwas funktioniert, wofür sie lange gekämpft haben. Diese ganz großen Momente sind der Inbegriff von Vergnügen, aber ich nehme sehr gern auch die kleinen Momente mit, den Espresso im Sonnenschein zum Beispiel.
Wie hast du dich persönlich im Netzwerk Kinderrechte (weiter)entwickelt?
Im Netzwerk habe ich erst richtig begriffen wie voneinander abhängig die einzelnen Menschenrechte sind, wie sehr das eine Recht mit dem anderen zusammenhängt. An Kinderrechten lässt sich Intersektionalität so wahnsinnig gut erklären, weil Kinder oft gleichzeitig beispielsweise wegen ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihres Glaubens und wegen ihres Alters benachteiligt sind. Früher wusste ich das nur theoretisch, inzwischen sehe ich das überall in der Realität.
Was denkst du, war das wichtigste, was du dem Netzwerk Kinderrechte mitgeben konntest / hinterlassen hast?
Die Frage würden mehrere Menschen ganz unterschiedlich beantworten. Ich hoffe, dass ich eine Mentalität von “einfach mal machen” hinterlassen habe. Und wahrscheinlich meine Liebe für post-its.
Wofür bist du den letzten sieben Jahren beim Netzwerk Kinderrechte dankbar?
Ich bin den Menschen dankbar, die in Mitgliedsorganisationen arbeiten und offen waren für die Zusammenarbeit mit anderen. Menschen, die zum Beispiel Informationen einfach so geteilt haben. Menschen, die das Gemeinsame über das Interesse des eigenen Vereins gestellt haben.
Wer oder was hat dich zuletzt inspiriert?
Raina Ivanova, eine 15jährige junge Frau aus Hamburg hat mich inspiriert. Sie hat das Individualbeschwerdeverfahren bei den Vereinten Nationen genutzt, um auf die Untätigkeit Deutschlands beim Bewältigen der Klimakrise hinzuweisen. Die Jugend, die wir jetzt gerade erleben, ist total beeindruckend.
Welchen Weg schlägst du beruflich jetzt ein?
Vieles bleibt gleich, mir wird es in den nächsten Jahren weiter um Kinder und Jugendliche gehen. Auch tiefgreifende systemische Veränderungen, soziale Fragen und Menschenrechte werden mich weiter begleiten, allerdings neu in der Welt der Sozialunternehmer:innen bei Ashoka Deutschland.