UN-Dialog

Anhörung bei den Vereinten Nationen: Das ist digital anders

10. Februar 2020, Judit Costa

Bevor ein Ausschuss der Vereinten Nationen überprüft, ob eine Regierung eine internationale Konvention umsetzt, spricht er mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft. Der UN-Ausschuss für Kinderrechte spricht auch mit Kindern und Jugendlichen. Aufgrund der Corona-Pandemie findet diese Anhörung für Deutschland erstmals digital statt und nicht vor Ort in Genf. So unterscheidet sich das digitale Anhörungsformat von der Anhörung im Palais Wilson in Genf:

Die Reise

Für die Reise nach Genf brauche ich etwa 4 Stunden mit dem Flugzeug und all den Wegen dazwischen, mit dem Zug etwa 16 Stunden. Heute bin ich von zu Hause in Berlin Prenzlauer Berg bis ins Büro in Mitte gefahren, 37 Minuten.

– CO² Emission Hin- und Rückflug Berlin-Genf: ca. 564 kg
– CO² Emission Hin- und Rückfahrt mit der Tram Zuhause-Büro: ca. 10g

– Tageshöchsttemperatur in Genf: 8° C
– Tageshöchsttemperatur in Berlin: -4° C

Der Ort

Findet die Anhörung in Genf statt, gehen alle Teilnehmenden der Anhörung durch einen Sicherheitscheck und gelangen in ein herrschaftliches Gebäude, das Palais Wilson. Mich erinnert es an ein Gericht. Heute nehmen die Mitglieder der deutschen Zivilgesellschaft aus ihren Wohnzimmern, Küchen oder Büros in Deutschland teil, die Experten und die Expertinnen der Vereinten Nationen sind überall auf der Welt verteilt in ihren Arbeitszimmern.

Der Konferenzraum des UN-Kinderrechteausschusses, Genf.
Außenansicht vom Büro des Netzwerks Kinderrechte, Berlin Mitte.

 

 

 

 

 

Die Zeit

Die digitale Anhörung ist wesentlich kürzer als die Anhörung vor Ort. Es gibt kein Vorgeplänkel, keine “Opening Remarks”, keine Pausen. Zwei Stunden wird gesprochen, zuerst die Experten der Vereinten Nationen, dann die Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft.

Die Koordination

Judit koordiniert die Delegation digital, 2021.
Jonas unterstützt Judit bei der Koordnierung der Fragen, 2021.

 

 

 

 

 

 

 

In Genf gehören die Pausenzeiten der Koordination unter den Teilnehmenden. Die von den Experten gestellten Fragen werden oft auf einzelne Zettel geschrieben und dann an einzelne Personen verteilt, so entsteht eine Rednerinnenliste. Jetzt läuft alles gleichzeitig, ich schreibe gemeinsam mit Jonas die Fragen in einem geteilten Dokument mit, alle Teilnehmenden können mitlesen und markieren, welche Fragen sie übernehmen möchten. In einer Simulation haben wir diese Arbeitsweise einmal geübt und uns darauf geeinigt die eigenen Statements auf zwei Minuten zu beschränken um möglichst den Kollegen und Kolleginnen Raum zu lassen.

Die Atmosphäre

Die Delegation gemeinsam in Genf, 2013.

Die Atmosphäre in Genf ist für mich oft etwas feierlich. Die Stadt, die Lage des Palais Wilson am See, die gemeinsamen Treffen mit den Kollegen und Kolleginnen zum Frühstück oder zu Spaziergängen sind eine Ausnahmesituation. Digital erleben wir ein Zoom-Meeting, wie wir in den letzten 12 Monaten täglich Zoom-Meetings hatten.

 

 

 

Die Sprache

Die Sprachen der UN sind digital genau gleich verfügbar wie vor Ort, Übersetzerinnen und Übersetzer sorgen für englische, spanische und französische Varianten der Inhalte. Zusätzlich gibt es für uns jetzt überraschenderweise auch noch eine deutsche Übersetzung.

Die Anhörung der Kinder und Jugendlichen

Für die Kinder und Jugendlichen, die an ihrem eigenen Bericht über 12 Monate lang gearbeitet haben, anschließend mit Jonas Filme gedreht haben, sollte die Reise nach Genf der krönenden Abschluss werden. Nun sitzen sie in einer Videokonferenz, wie einige sie auch aus dem digitalen Schulunterricht kennen. Doch so haben die Kinder ein eigenes Treffen unter sehr ähnlichen Bedingungen wie die Erwachsenen, es wird nicht wie sonst in der Cafeteria oder in einem Nebenraum ein Meeting dazwischengeschoben. Wir haben die Kinder und Jugendlichen technisch ausgerüstet, damit sie gut an der Videokonferenz teilnehmen können.

Jonas testet die Technik mit den Kindern und Jugendlichen bevor es los geht.