Beteiligung

„So sehen wir das!“ – Berücksichtigung des Kinderwillens im LBS-Kinderbarometer

Ein Gastbeitrag von Dr. Kathrin Müthing und Judith Razakowski vom Institut für Sozialforschung der PROSOZ Herten GmbH zum Thema Kinderbarometer

LBS-Kinderbarometer

Seit 2007 werden im LBS-Kinderbarometer bundesweit und repräsentativ über 10.000 Kinder im Alter von 9-14 Jahren zu ihren Meinungen und Einstellungen bezüglich verschiedener Themen, wie z.B. Familie, Schule und Politik, befragt. Durch diese kontinuierliche Erfassung der Kindermeinungen und deren Weitergabe an Politik und Praxis, ist mit dem LBS-Kinderbarometer ein Instrument geschaffen worden, dass systematisch den Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention Berücksichtigung des Kinderwillens aufgreift und eine vergleichende Betrachtung von unterschiedlichen Kinderkohorten ermöglicht.

Wenn es um das Leben und Wohlergehen von Kindern in Deutschland geht, kommen diese häufig selbst nicht zu Wort. Anders sieht es im LBS-Kinderbarometer aus, welches Kindheit als eigenständige Lebensphase begreift, in der Kinder kompetente Auskunftgeber über ihr eigenes Leben sind. Seit 2007 werden im LBS-Kinderbarometer bundesweit und repräsentativ über 10.000 Kinder im Alter von 9-14 Jahren zu ihren Meinungen und Einstellungen bezüglich verschiedener Themen, wie z.B. Familie, Schule und Politik, befragt. Durch diese kontinuierliche Erfassung der Kindermeinungen und deren Weitergabe an Politik und Praxis, ist mit dem LBS-Kinderbarometer ein Instrument geschaffen worden, dass systematisch den Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention Berücksichtigung des Kinderwillens aufgreift und eine vergleichende Betrachtung von unterschiedlichen Kinderkohorten ermöglicht. Aktuell befindet sich das Kinderbarometer in seinem fünften bundesweiten Durchgang. Der vollständige Bericht steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.

Neben variierenden Schwerpunkten in den jeweiligen Durchgängen des LBS-Kinderbarometers gibt es einzelne Themenblöcke, die sich in mehrjährigen Abständen oder in jeder Erhebung wiederholen. So wird zusätzlich eine Betrachtung der Entwicklung unterschiedlicher Kinderkohorten ermöglicht. Zentraler Untersuchungsgegenstand im LBS-Kinderbarometer ist jedoch das Wohlbefinden der Befragten, welches fortwährend erfasst wird.

Ergebnisse des LBS-Kinderbarometers 2016

Wohlbefinden

Das Wohlbefinden der Kinder ist deutschlandweit in allen betrachteten Lebensbereichen sowie im Allgemeinen sehr positiv ausgeprägt und über die verschiedenen Erhebungszeitpunkte hinweg stabil geblieben. Allerdings ist damit auch der Anteil der Kinder, die sich nicht gut fühlen, auf einem unveränderten Niveau – im Allgemeinen fühlen sich z.B. 6% der deutschen Kinder unwohl und rund jedes achte Kind weist ein negatives Wohlbefinden in der Schule auf. Besonders wohl fühlen sich die Kinder dagegen in ihrem Freundeskreis.

Europa

Nahezu jedes Kind in Deutschland weiß, dass Deutschland Teil von Europa ist und mehr als die Hälfte der befragten Kinder findet es gut, dass die Länder in Europa zusammenarbeiten. Ein Großteil der Kinder lebt zudem gerne in Deutschland sowie in Europa. Kinder ohne Migrationshintergrund stimmen noch häufiger zu, gerne in Deutschland zu leben, als Kinder mit Migrationshintergrund. Diese finden es hingegen deutlich besser, dass in Europa viele unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Nach Gebrächen in anderen Ländern gefragt, interessiert die Kinder in Deutschland besonders, ob Kinder dort ihre Meinungen frei äußern dürfen und ob Kindermeinung dort auch ernst genommen wird.

Mitbestimmung

Das Kinderbarometer konnte im aktuellen Durchgang zeigen, dass über die Hälfte der Kinder gerne bei Entscheidungen auf lokaler Ebene mitbestimmen will. Die gute Nachricht: dies sind wieder signifikant mehr als im Jahr 2013, die schlechte: der Wert liegt immer noch unter dem vorangegangenen hohen Interesse aus dem Jahr 2011 (65%). Dennoch ist wieder ein Aufwärtstrend zum Interesse an Partizipation erkennbar. Ebenso ist ein deutlicher Zuwachs in der Überzeugung der Kinder zu erkennen, dass ihre Meinung in der eigenen Stadt ernstgenommen wird. In den vergangenen zwei Erhebungen waren davon jeweils nur ein Drittel der deutschen Kinder überzeugt, jetzt sind es bereits 48%. Knapp ein Drittel der Kinder in Deutschland möchte sich zudem gerne an der Politik in Europa beteiligen. Die Befunde weisen darauf hin, dass die Kinder entweder ein generelles Interesse an politischer Partizipation haben – unabhängig davon, ob diese auf lokaler oder europaweiter Ebene erfolgt – oder wenig daran interessiert sind.