Dieser Beschwerde-Guide soll dir helfen, Ansprechpersonen und Einrichtungen zu finden, wenn du dich in deinen Rechten verletzt fühlst. Lass dir helfen, wenn du allein nicht zurechtkommst.

Die Beschwerde-Liste weist dich auf Anlaufstellen für mentale Unterstützung und Beratung in schwierigen Situationen hin sowie auf die Möglichkeit des Austauschs mit anderen jungen Personen über unterschiedliche schwierige Erfahrungen.  Die Fachleute, die du über diese Kontakte erreichst, sind Expert:innen in ihrem Berufsfeld und verfügen über umfangreiche Erfahrung im Umgang mit schwierigen Situationen. Dabei wird streng darauf geachtet, deine Probleme vertraulich zu behandeln. Zusätzlich werden darin auch auf Stellen hingewiesen, bei denen du dich direkt über die Verletzung deiner Rechte beschweren kannst. Wie zum Beispiel die Petitionsausschüsse, die Landesbeauftragten für Kinder und Jugendliche sowie das Individualbeschwerdeverfahren der UN. Diese Einrichtungen nehmen deine Beschwerde ernst und informieren dich ausführlich über deine Rechte.

Die Beteiligungs-Liste soll dir dabei helfen, dein Recht auf Partizipation und Teilhabe einzufordern. Hier findest du verschiedene Kinder- und Jugendbüros, -jurys, -parlamente sowie Beteiligungs-Webseiten. Aktuell sind die meisten dieser Angebote in Berlin verfügbar, aber wir werden die Liste kontinuierlich erweitern. Fehlen dir noch Angebote auf den Listen? Schreib uns gerne eine E-Mail!

Du bist ein Mensch. Daher hast du Rechte! Sie sind in vielen unterschiedlichen Rechtsbüchern und Gesetzen auf nationaler und internationaler Ebene festgehalten. Neben den Menschenrechten, die auch für Kinder gelten, gibt es spezielle Kinderrechte für alle Personen unter 18 Jahren. Die Vereinten Nationen (englisch: United Nations/UN) haben diese am 20. November 1989 in der UN-Kinderrechtskonvention beschlossen. Die Konvention wurde erstellt, damit Kinder und Jugendliche in aller Welt gesund, sicher und frei aufwachsen können.

Diese speziellen Rechte sind in der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten. Sie lassen sich in Schutz, Förder- und Beteiligungsrechte unterteilen.

Als Schutzrecht gilt etwa das Recht auf Schutz vor körperlicher und seelischer Gewalt, vor Ausbeutung oder vor sexuellen Übergriffen. Auch das Recht auf Privatsphäre ist ein Schutzrecht.

Als Förderrecht gilt etwa das Recht auf Leben, auf Gesundheit oder auf eine gute Bildung.

All diese Rechte müssen Kinder nicht erst verdienen und können ihnen auch nicht weggenommen werden.Im Gegenteil: Wenn Kinderrechte beschränkt werden, müssen Erwachsene richtig gute Gründe dafür haben. Die Kinderrechte stehen allen Kindern zu, egal welches Geschlecht, welche Hautfarbe, welche Religion, welche Sprache, welche Herkunft sie haben oder ob sie eine Behinderung haben. Und alle Kinderrechte gelten auch in der digitalen Welt, z.B. bei Computerspielen und im Internet!

Mehr kannst Du in der Broschüre „Eure Kinderrechte“ nachlesen, die die National Coalition im Jahr 2022 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgegeben hat. Hier kannst du sie kostenlos bestellen oder herunterladen.

Eine Lehrerin oder ein Lehrer schreit dich an oder stellt dich auf andere Weise vor der ganzen Klasse bloß? Deine Eltern sperren dich wegen einer schlechten Note im Zimmer ein? Ein geflüchtetes Kind darf seine Eltern nicht zu sich holen? In deiner Stadt muss ein beliebter Spielplatz einem Bürogebäude weichen? Das alles könnten auch Missachtungen deiner Rechte sein! Dagegen kann man sich wehren. Lass dir helfen, wenn du alleine nicht zurechtkommst! Es gibt viele Ansprechpersonen oder Einrichtungen, die dir auch anonym (also ohne, dass es andere mitkriegen) weiterhelfen können.

Wenn deine Rechte verletzt werden, hast du mehrere Wege, um dich zu beschweren. Suche also eine Person oder Beratungsstelle, die dir vertrauenswürdig erscheint und dir mit deinem Problem weiterhelfen kann. Du kannst aber auch mehrere Personen oder Einrichtungen aufsuchen. So erhöhst du die Chancen, dass etwas passiert. Sie sollten jedoch voneinander wissen, damit sie sich absprechen und gemeinsam handeln können.

Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Pflegefamilien sind dafür da, dass es dir gut geht. Aber auch hier kann mal was schieflaufen oder es kommt es zu Übergriffen. Seit Inkrafttreten des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes im Jahr 2021 ist Ombudschaft in der Kinder- und Jugendhilfe gesetzlich verankert [Hinweis: Das steht in § 9a SGB VIII]. Ombudsstellen sind unabhängige Beratungsstellen. Sie bieten Beratung und Vermittlung bei Problemen z.B. mit dem Jugendamt, mit Kinder- und Jugendeinrichtungen oder in Pflegefamilien. Inzwischen gibt es solche Ombudsstellen in (fast) allen Bundesländern. Scanne den QR-Code auf der Rückseite, um die jeweiligen Kontaktdaten zu finden.

Alle Kinder- und Jugendeinrichtungen (auch Kindertagesstätten) sind dazu verpflichtet, Gewaltschutz‑, Beschwerde- und Beteiligungsverfahren zu haben. [Hinweis: Das steht in § 8b (2) und § 45 (2) Abs. 4 SGB VIII] Auch in der Pflegekinderhilfe muss es Beschwerdemöglichkeiten geben. [Hinweis: Das steht in § 37b (2) SGB VIII]. Beschwerden sind also ausdrücklich erlaubt!

Die Jugendämter sind verpflichtet, Beteiligung und Beratung in einer für Kinder und Jugendlichen „verständlichen, nachvollziehbaren und wahrnehmbaren“ Form anzubieten [Hinweis: Das steht in § 8 (4) SGB VIII]. Ihr habt stets das Recht, zu allen Gesprächen einen Beistand (z.B. eine:n Verwandte:n, ein:e Freund:in oder ein:e Anwält:in) mitzunehmen [Hinweis: Das steht in § 13 SGB X (4) und § 10a (1) SGB VIII].

Nicht immer und überall bekommen Kinder und Jugendliche die Rechte, die ihnen zustehen. Gewalt, Übergriffe, zu wenig Zeit und zu wenig Platz für Kinder, gefährliche Wege, schlechter Schulunterricht, Mobbing im Internet oder wenn Kinder oder Jugendliche mit ihren Problemen kein Gehör finden – das alles sind Verletzungen der Kinderrechte. Dann brauchen Kinder und Jugendliche Unterstützung, um zu ihrem Recht zu kommen.

Es kann dir helfen, wenn du ein Gedächtnisprotokoll von einem unangenehmen Vorfall schreibst. So geraten wichtige Details nicht in Vergessenheit. Und du erinnerst dich später besser.

• Wann ist der Vorfall passiert?
• Wo ist der Vorfall passiert?
• Wer hat meine Rechte missachtet?
• Was genau ist passiert?
• Wer war noch daran beteiligt und wer hat davon mitbekommen?
• Welche Folgen hatte der Vorfall?
• Was wurde seitdem unternommen?

Wenn du keine andere Hilfe findest, kannst du dich an den Petitionsausschuss deines Landtags wenden, wo Beschwerden gegen Rechtsverletzungen entgegengenommen werden. Deine Beschwerde kann sich dabei z.B. auf Schulen, Ämter, Behörden, Straßen, Bauprojekte, Gesetze oder Umwelt beziehen. Schicke das ausgefüllte Gedächtnisprotokoll an den Petitionsausschuss in deinem Bundesland. Scanne den QR-Code auf der Rückseite, um die jeweiligen Kontaktdaten zu finden.

Deutschland ermöglicht Kindern und Jugendlichen außerdem, eine „Individualbeschwerde“ beim UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes in Genf einzureichen. Oder beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg Klage einzureichen. Allerdings sind beide der letzte Schritt in einem langen Weg durch die deutschen Gerichte. Am besten tust du dich mit anderen jungen Menschen zusammen und ihr lasst euch auf jeden Fall beraten!