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Stabübergabe Pauline an Emily

Pauline Richter, die in den letzten zwei Jahre das Kinderrechte-Portal aufgebaut hat, verlässt das Netzwerk Kinderrechte Ende September 2024. Für sie übernimmt Emily Koch nun die Betreuung der erfolgreichen Plattform, auf der sich über 1000 kinderrechtliche Materialien für die pädagogische Arbeit mit jungen Menschen befinden. Alle Fragen rund um diese Stabübergabe beantworten die beiden im Interview.

Pauline, wie schade, dass du das Netzwerk Kinderrechte verlässt. Was sind rückblickend Highlights für dich?
Auf jeden Fall die Meilensteine des Kinderrechte-Portals: Als wir die 500 und die 1000 Materialien geknackt haben. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Frieda und Simon, die beim Netzwerk Kinderrechte einen Bundesfreiwilligendienst geleistet haben und maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen haben. Ein Highlight in der analogen Welt war die Veranstaltung zum General Comment 26, die wir im April 2024 gemeinsam mit terre des hommes ausgerichtet haben. Hier konnte ich mich organisatorisch mal so richtig austoben und das Thema der Veranstaltung, also die Kinderrechte im Kontext von Umweltzerstörung und Klimakrise, liegt mir sehr am Herzen. Mein absolutes Highlight ist aber das Team der Geschäftsstelle. Ich werde mich immer positiv an die gemeinsamen Bürotage mit Kirsten, Franziska, Cora, Lea, Frieda und Simon erinnern. So ist es vermutlich bei jeder Stelle: Am Ende sind es vor allem die Menschen, die den Arbeitsalltag so viel bunter und spannender machen und mich nachhaltig geprägt haben.

Hast du ein Lieblingsmaterial auf dem Kinderrechte-Portal?
Ich mag am Portal, dass es so vielfältig ist, gerade weil unsere Mitgliedsorganisationen so verschiedene kinderrechtliche Themen behandeln und daher auch sehr unterschiedliche Materialien auf dem Kinderrechte-Portal einreichen. Sehr gerne mag ich auch unsere Broschüren aus der Reihe “Eure Kinderrechte”, die wir gemeinsam mit dem BMFSFJ herausgegeben haben. Da kann ich auch schon anteasern, dass die Reihe dieses Jahr noch um eine weitere Broschüre für eine jüngere Zielgruppe ergänzt wird, zu deren Gestaltung ich bis zum Schluss noch ganz viel beitragen konnte. Alle, die mich kennen, wissen aber auch, dass ich besonders für Kinder- und Jugendbücher brenne, die sich kinderrechtlichen Themen widmen. Ich finde es einfach ganz toll, wie in Geschichten die Kinderrechte verpackt und so ganz alltagsnah an junge Menschen herangetragen werden. In gewisser Weise habe ich dem Kinderrechte-Portal so auch eine persönliche Note von mir aufgedrückt, indem wir eine breite Auswahl genau dieser Bücher verlinken.

Was war, abgesehen vom Kinderrechte-Portal, ein Herzensprojekt für dich?
Die Arbeit am Zwischenbericht zur Kinderrechtssituation in Deutschland 2023 hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und die Arbeit an unserem Leitbild für Demokratie und Vielfalt, das noch dieses Jahr veröffentlicht wird, war für mich auch ein Herzensthema. Beide Projekte waren von einer hohen Beteiligung der Mitgliedsorganisationen des Netzwerks Kinderrechte gekennzeichnet und mir hat es immer sehr gefallen, unsere Mitglieder zusammenzubringen und die diversen Expertisen in Projekten zu vereinen. Letztendlich ist ja auch das Kinderrechte-Portal genau so ein Projekt, dass die Vielfalt des Netzwerks und der kinderrechtlichen Themen spiegelt.

Was möchtest du Emily, deiner Nachfolgerin auf dieser Stelle, mit auf den Weg geben?
Ich wünsche Emily ganz viel Freude mit dem Kinderrechte-Portal. Es ist ein ganz tolles Projekt, bei dem sie mit vielen spannenden Menschen zusammenarbeiten und mit einer riesigen Auswahl an empfehlenswerten Materialien konfrontiert sein wird. Bei der Arbeit für die Kinderrechte gehört es unweigerlich dazu, sich auch mit Kinderrechtsverletzungen auseinandersetzen zu müssen. Beim Kinderrechte-Portal erleben wir aber, wie wir mit unserer Arbeit dazu beitragen, dass Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen im pädagogischen Kontext arbeiten, von den Kinderrechten erfahren und Unterstützung erhalten, diese auch zu leben. Jedes Mal, wenn ich mit (angehenden) pädagogischen Fachkräften Kontakt hatte, bestand ein sehr großes Interesse an den Kinderrechten, obwohl oder gerade weil es für viele der erste Kontakt mit diesem Thema war. Ich denke, dass das Kinderrechte-Portal viel zur Bekanntmachung und Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland beitragen kann und freue mich sehr für Emily, dass sie das bei ihrer Arbeit nun auch erleben wird.

Herzlich Willkommen Emily, wir freuen uns sehr, dass du das Team der Geschäftsstelle ergänzt und die Redaktion des Kinderrechte-Portals übernimmst. Worauf freust du dich bei dieser Stelle?
Danke für das herzliche Hallo. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit in einem tollen Team und darauf, das Kinderrechte-Portal weiterhin mit vielen interessanten Materialien zu den Kinderrechten zu füllen. Das Kinderrechte-Portal ist eine wertvolle Datenbank mit Methoden, Materialien und Wissen für Fachkräfte verschiedener Bildungsbereiche, die die Kinderrechte vermitteln wollen. Ich freue mich darauf, Lehr- und Fachkräfte bei dieser wichtigen Aufgabe mit geeigneten Materialien zu unterstützen und die UN-Kinderrechtskonvention auf diese Weise bekannter zu machen.

Siehst du Herausforderungen in der Redaktion des Portals und wie möchtest du damit umgehen?
Mich interessiert, wie und wo Lehr- und Fachkräfte nach Materialien für die Gestaltung ihrer Unterrichtseinheiten und individuellen Lernsettings suchen, natürlich, um an diesen Orten mit dem Kinderrechte-Portal präsent zu sein. Viele Organisationen und Bildungsträger, die mit den Kinderrechten arbeiten, entwickeln wunderbare Materialien, die wir auf dem Kinderrechte-Portal bündeln und es Lehr- und Fachkräften so ermöglichen, ihre konkreten Bildungssettings mit erprobten Methoden und Lernanlässen zu den Kinderrechten individuell zu gestalten. Kurz gesagt, ich betrachte es als Herausforderung und mein Ziel, dass Menschen, die die Kinderrechte an andere weitergeben wollen, das Kinderrechte-Portal kennen, denn das können gern noch ein, zwei mehr Leute werden.

Welche Erfahrungen mit den Kinderrechten, Kinderrechtsorganisationen und Redaktion bringst du bereits mit?
Zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit habe ich für eine Kinderwebsite Artikel geschrieben, Fragen von Kindern zu ihren Rechten beantwortet und mich darum gekümmert, dass die Funktionen und das Design der Website erneuert wurden. In einer Organisation, die sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in armen Ländern einsetzt, habe ich Methoden entwickelt, mit denen Kinder mit Behinderungen besser beteiligt werden können. In einem Projekt zu lokaler Jugendgeschichtsarbeit habe ich engagierte junge Menschen dabei begleitet, Rundgänge durch ihren eigenen Ort zu entwickeln. Auch hier haben die Kinderrechte eine wichtige Rolle gespielt: viele denken, dass Geschichtsarbeit eher etwas für ältere Menschen ist – aber auch junge Menschen haben ein Recht darauf zu erfahren, was in der Geschichte passiert ist und sich ein eigenes Bild davon zu machen. Umso mehr freue ich mich, dass das Themenfeld “Demokratiebildung” auf dem Kinderrechte-Portal hinzugefügt wurde und Fachkräfte hier passende Materialien für ihre Lernsettings finden können.

Was war dein erster Kontakt mit den Kinderrechten?
Im Rahmen meines Studiums hatte ich die Gelegenheit, während eines Auslandssemesters auf den Philippinen ein Projekt in einem Vorort von Manila zu besuchen, bei dem Brunnen für Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser gebaut wurden. Die Familien, die dort wohnten, waren so arm, dass sie sich die Geburtsurkunde für ihre neugeborenen Kinder nicht leisten konnten. Eine Geburtsurkunde hat damals 6 Dollar gekostet, ein bisschen mehr als 5 Euro. Ohne Geburtsurkunde konnten die Kinder später nicht zur Schule gehen. Wenn ich in die UN-Kinderrechtskonvention schaue, finde ich viele Kinderrechte, die hier verletzt wurden. Zum Beispiel das Recht auf einen eigenen Namen (Artikel 7, UN-KRK), ein Recht, das für mich bis dahin selbstverständlich war – jedes Kind hat einen Namen. Dass dahinter ein konkretes Kinderrecht steht und Kinder, die keine Geburtsurkunde haben, in der ihr Name steht, es in ihrem Leben viel schwerer haben, z.B. in eine Schule zu gehen, hat mich sehr bewegt. Erfahrungen wie diese motivieren mich, mich für die Verwirklichung der Kinderrechte einzusetzen und ich freue mich sehr, beim Kinderrechte-Portal des Netzwerks Kinderrechte dafür die genau passende Stelle für mich gefunden zu haben.